Krokodile auf dem aufsteigenden Ast

KSK wird Oberliga-Vizemeister und wartet auf neue Regeln

Nach zwei fünften Plätzen 2016 und 2017 sowie dem vierten Rang im Vorjahr setzten die Wasserballer des Kaiserslauterer Schwimmsportklubs in dieser Spielzeit ihren Aufwärtstrend fort und holten durchaus etwas überraschend die Vizemeisterschaft in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Das angestrebte Sahnehäubchen im südwestdeutschen Pokal blieb den Krokodilen allerdings verwehrt: Zum dritten Mal in Folge scheiterte man bereits im Halbfinale.

Vierzehn verschiedene Krokodile waren bei den fünfzehn Pflichtspielen insgesamt am Start und damit sogar eines mehr, als in der vergangenen Saison. Einen mit dreizehn Akteuren komplett besetzten Kader bekam der KSK jedoch bei keiner einzigen Begegnung und auch bei keinem der Freundschaftsturniere seit dem letzten September zusammen. Mit Jan-Philipp Minges, der vor der Saison zum SSV Trier wechselte, Andrea Santangelo, der nach nur zwei Partien zurück nach Italien ging und Frederik Ramthun, der kürzer treten wollte und somit nur auf drei Einsatze kam, hatte man im Prinzip drei Abgänge zu verkraften. Immerhin konnten die Lauterer in Form von Lukas Starck und Florian Heine zwei Zugänge aus dem eigenen Nachwuchs verzeichnen.

 

Vizemeister der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar 2018/19:
Stehend v.l.n.r.: Florian Heine, Lukas Starck, Ulf Feddeck, Dirk Feddeck, Frank Dick, Anita Raspudic.
Kniend/Sitzend v.l.n.r.: Johannes Bröhl, Jens Feddeck, Stefan Stranz, Stefan Raspudic, Melanie Keller.
(Es fehlen: Bernd Feddeck, Frederik Ramthun, Andrea Santangelo)                           Foto: S. Raspudic

 

Beim ersten Pflichtspiel waren beide allerdings noch nicht mit von der Partie und mussten sich somit nicht auf die Fahnen schreiben lassen, beim schlechtesten Auftakt seit vier Jahren mitgewirkt zu haben. Nicht nur dass die Krokodile beim 9:11 gegen den SV Friedrichsthal erstmals seit 2014 wieder ein Saisondebüt verloren – es war vielmehr die erste Niederlage bei den Saarländern seit Mitte der 80er Jahre. Das Rückspiel gegen den SVF konnten die Lauterer im Monte-Mare zumindest halbwegs erfolgreich gestalten und holten beim 11:11 ein vom Spielverlauf her etwas glückliches Unentschieden. Was zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen war: Es sollte der einzige Punkt bleiben, den Friedrichsthal auf dem Weg zur ersten Oberligameisterschaft der Vereinsgeschichte in der kompletten Spielzeit überhaupt abgab. Am Ende wies der erste Titelträger ohne Niederlage seit 2009 (damals der SC Poseidon Worms mit 15:1 Punkten) mit 210:97 Toren auch noch den besten Sturm und die beste Abwehr der Liga auf und krönte seine nahezu perfekte Saison mit dem Gewinn des SWSV/SSB/SVR-Pokals.

Zwischen den beiden Partien gegen die neue Übermannschaft der Liga fuhren die Lauterer zwei Siege gegen die Kellerkinder SV Neunkirchen (21:5) und WSV Ludwigshafen III (17:7) ein – außerdem traf man zweimal auf den WSV Ludwigshafen II, der aus dem Vorjahr zwar die rote Laterne mitbrachte, diesmal aber wieder in der oberen Hälfte mitspielte. Gegen die Zweitliga-Reserve des „Vorwärts“ lieferte sich der KSK zwei Begegnungen auf Augenhöhe und konnte innerhalb von 24 Stunden knapp, aber verdient (11:11/10:9) drei weitere Punkte auf die Habenseite bringen.

Unterbrochen von einem deutlichen, aber wenig souveränen 14:7 gegen den SC Poseidon Worms, standen als nächstes die beiden wohl wichtigsten und richtungsweisendsten Spiele der Hallenbadrunde auf dem Programm: Während die Krokodile beim bis dahin verlustpunktfreien SC Neustadt III (der aber eigentlich die zweite Mannschaft von der Weinstraße war) überraschend mit 10:6 gewannen und somit auch dem letzten Oberliga-Team die weiße Weste beschmutzten, lief es beim SSV Trier für die Lauterer ganz und gar nicht rund. Etwas ersatzgeschwächt angereist, hielt der KSK nur eine Halbzeit lang mit, unterlag am Ende mit 5:10 und konnte sich dabei noch glücklich schätzen, nicht vollends unter die Räder gekommen zu sein. Ein Umstand, der im späteren Saisonverlauf noch wichtig werden sollte.

Zunächst hatten die Krokodile allerdings wieder die drei Teams aus der unteren Tabellenregion vor der Nase, gegen die man sich diesmal keinerlei Blöße gab. Dank zweier Erfolge am gleichen Wochenende beim SV Neunkirchen (15:5) und gegen den WSV Ludwigshafen III (13:6) schoben sich die Lauterer erstmals auf Tabellenplatz zwei, der kurz darauf durch ein diesmal völlig ungefährdetes 21:6 beim SC Poseidon Worms gefestigt wurde. Doch noch war der Gewinn der Silbermedaille nicht in trockenen Tüchern, denn die beiden Heimspiele gegen Trier und Neustadt III waren noch offen.

Die Ergebnisse der Hinspiele, sowie die Tatsache, dass bei Punktgleichheit der direkte Vergleich zur Entscheidungsfindung herangezogen wird, machten Rechenspiele möglich, die den KSK sogar auf Platz vier gesehen hätten. Ein Sieg gegen Trier musste nun auf alle Fälle her – vorzugsweise ein möglichst deutlicher, um das 5:10 aus der Hinrunde zu kompensieren. Denn noch war außerdem zu befürchten, dass der SC Neustadt III (der schon zu zwei Partien nicht angetreten war) bei einer weiteren Absage komplett aus der Wertung gestrichen worden wäre, wodurch die Lauterer mit den Moselstädtern auch bei einem Heimsieg punktgleich gewesen wären.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten (2:4 nach dem ersten Abschnitt) bekamen die Krokodile die Begegnung mit den Trieren allerdings noch vor der Halbzeit in den Griff (7:5), bauten im dritten Viertel den Vorsprung auf vier Treffer aus (12:8) und hatten beim Abpfiff mit 16:9 überdeutlich die Nase vorn. Letzte theoretische Zweifel am Gewinn der Vizemeisterschaft zerstreute man dann nur 17 Stunden später, als man die mit einer Nachwuchsmannschaft angetretenen Neustadter mit 18:8 besiegte und dadurch die erste Vizemeisterschaft seit der Saison 2012/13 endgültig unter Dach und Fach brachte.

Hinter Friedrichsthal (27:1) und dem KSK (22:6) holte sich Trier (18:10) den letzten Platz auf dem Podest. Neustadt (16:12) und Ludwigshafen II (15:13) folgten knapp dahinter, ehe zu Worms (6:22), sowie Neunkirchen und Ludwigshafen III (je 4:24 – Neunkirchen Sieger im direkten Vergleich) schon eine gehörige Lücke klaffte.

 

 

Auch wenn es für die Lauterer drei Tage nach Beendigung der Ligaspiele durch das Ausscheiden im Halbfinale des SWSV/SSB/SVR-Pokals gegen den WSV Vorwärts Ludwigshafen II (9:16 / es war die fünfte Pokalniederlage gegen die Rheinstädter in den vergangenen sechs Jahren) einen kleinen Wermutstropfen gab, durften die Krokodile mit dem Erreichten mehr als zufrieden sein, zumal es anfangs der Saison keinesfalls so rosig ausgesehen hatte. Mehr war in dieser Spielzeit definitiv nicht drin, allerdings hätte es sich der KSK hier und da durchaus etwas einfacher machen können, wenn man nicht immer wieder an der eigenen Chancenverwertung gescheitert wäre. Auch in Überzahl ließ die Erfolgsquote häufig zu wünschen übrig (nur in sechs Partien konnte man mehr als die Hälfte der Hinausstellungen des Gegners nutzen) – trotzdem wies man mit insgesamt 192 Treffern den zweitbesten Sturm der Liga auf. Mit 112 Gegentoren lag man in dieser Wertung zwar nur auf Platz vier, jedoch konnten Trier (100) und Neustadt (107) jeweils gleich zwei 10:0-Wertungen am grünen Tisch für sich verbuchen.

Mit Frank Dick, Jens und Ulf Feddeck, Stefan Raspudic und Stefan Stranz gab es diesmal gleich fünf Krokodile, die in allen fünfzehn Pflichtspielen am Start waren – Johannes Bröhl fehlte lediglich im Pokal. Bis auf Torhüter Frank Dick und Oldie Bernd Feddeck (der nur im Notfall als Auswechselspieler dabei war), konnten sich auch alle Akteure in die Torschützenliste eintragen, wobei dies den zwei Neulingen Florian Heine und Lukas Starck je dreimal gelang. Auch die beiden Damen Melanie Keller und Anita Raspudic standen stets „ihren Mann“ und waren sieben- bzw. zweimal erfolgreich. Interner Torschützenkönig wurde nach einem Jahr Pause wieder Dirk Feddeck, der mit 45 Toren zwar nur einmal mehr traf, als sein jüngerer Bruder Jens, dabei jedoch auch viermal weniger mit von der Partie war. Auch Rang drei blieb in der Familie, da sich Ulf Feddeck mit 28 Treffern kurz vor Saisonende noch an Wasserballwart Stefan Raspudic (23) vorbeischieben konnte.

Arbeitsnachweis Pflichtspiele 2018/2019: Johannes Bröhl (14 Spiele / 19 Treffer), Frank Dick (15/0 - Torwart), Bernd Feddeck (7/0), Dirk Feddeck (11/45), Jens Feddeck (15/44), Ulf Feddeck (15/28), Florian Heine (8/3), Melanie Keller (12/7), Frederik Ramthun (3/4), Anita Raspudic (13/2), Stefan Raspudic (15/23), Andrea Santangelo (2/3), Lukas Strack (13/3), Stefan Stranz (15/20)

 

Gegenüber der vorigen Saison traten die Krokodile nur bei vier und somit einem Freundschafsturnier weniger an. Nach dem sehr guten dritten Platz beim stark besetzten Alois-Uder-Pokal in Friedrichsthal geriet der traditionelle Auftritt beim Turnier des Stolberger SV zum Debakel: Erstmals seit Oktober 2012 (in Villingen-Schwenningen) musste man sich bei einem Turnier wieder mit der roten Laterne begnügen – in Stolberg war es nach 2001 bereits das zweite Mal. Allerdings diente es wohl auch wieder als gutes Omen, denn 2002 hatte man danach erstmals das Treppchen in der Oberliga erreicht.

Beim eigenen Mixed-Turnier im Schulzentrum Süd rehabilitierten sich die Lauterer für Platz vier im Vorjahr und wurden immerhin Zweiter. Die vierte „Waterpolo-Challenge“ in Düdelingen (Luxemburg) beendete man auf Rang fünf. Somit bestand die Saison 2018/19 für die Lauterer Wasserballer aus insgesamt 37 Spielen (Stefan Raspudic und Stefan Stranz waren bei allen dabei), in denen man 292 Treffer erzielte (Top 3: Jens Feddeck (65), Dirk Feddeck (62), Stefan Raspudic (41)).

 

 

Neue Saison – Wieder einmal neue Regeln

Wie man personell in die Saison 2019/20 gehen wird, ist noch offen (Neuzugänge jeden Alters sind wie immer herzlich willkommen) – dass sich alle Akteure im Wasser und am Beckenrand wieder auf neue Vorgaben einstellen müssen, ist hingegen bereits bekannt. Einmal mehr haben die internationalen Regelhüter Beschlüsse gefasst, die vor allem bei den älteren Wasserballern für ungläubiges Kopfschütteln sorgen. Erneut wird krampfhaft versucht, die Attraktivität der Randsportart Wasserball unter anderem zu steigern, indem man die Regeln an jene von etwas populäreren Sportarten angleicht. Dass einige dazu dienen sollen, das Spiel schneller zu machen, obwohl es ja seit jeher in einem eher „langsamen Medium“ stattfindet, mag man ja noch als „netten Versuch“ akzeptieren – grade in tieferen Ligen dürften diverse Neuerungen jedoch eher für Verwirrungen sorgen (was sie übrigens sogar bei der Wasserball-WM im Juli in Südkorea taten).

Hiermit sind nicht solche „Peanuts“ gemeint, dass die Halbzeitpause von fünf auf drei Minuten verkürzt wird, und dass in Zukunft jedem Team nur noch zwei, anstatt bislang bis zu vier Auszeiten zur Verfügung stehen (wobei die lange Pause und die Auszeiten vor gar nicht allzu langer Zeit just erst dazu eingeführt wurden, um Werbepausen für eventuelle TV-Übertragungen zu generieren). Viel mehr gibt es Regeländerungen, die dem unbedarften Zuschauer in Zukunft wohl noch mehr Fragezeichen auf die Stirn zaubern werden, als es sowieso schon der Fall war.

Beispielsweise darf (wie es vor mehr als 30 Jahren der Fall war, dann aber abgeschafft wurde) der Torhüter nun mit über die Mittellinie schwimmen. Offensichtlich eine Hommage an den Handball, wo solche Überzahlangriffe mittlerweile ja zum üblichen Prozedere gehören. Immerhin wurde die darauf aufbauende Idee, die Wechselzone (die sich nur in der Ecke hinter der Torauslinie befindet) bis zur Mittellinie auszuweiten – wohl ebenfalls um dem Handball ähnlicher zu werden – (noch) nicht verwirklicht, da es in vielen kleineren Bädern keine Möglichkeit gibt, einen seitlichen Wechselraum einzurichten.

Aufgeweicht wird hingegen ein altes „Gesetz“, wonach man einen Gegner, der den Ball fest in der Hand hält, auch mal etwas energischer angehen darf: Ab der neuen Saison wird gegen einen Verteidiger ein Strafwurf verhängt, wenn er im sechs Meter Raum (der übrigens bislang ein FÜNF Meter Raum war) einen zum Tor gewandten Angreifer von hinten behindert und dabei nicht ausschließlich den Ball berührt. Eine Flut von Strafwürfen ist hier zumindest anfangs zu erwarten, was ebenfalls bereits deutlich bei der WM ersichtlich war. Da die Anzahl der persönlichen Fehler nach wie vor auf drei begrenzt ist, werden die Teams ihre Spiele wohl häufiger nicht in kompletter Stärke beenden.

Als zusätzliche Stolperfalle für die Zeitnehmer (und sicherlich ebenfalls gewöhnungsbedürftig für die Zuschauer) wurde eingeführt, dass es ab sofort zwei verschieden lange Angriffszeiten gibt: Nur noch wenn der Ballbesitz zwischen den Teams wechselt, bekommt die angreifende Mannschaft neue 30 Sekunden zugesprochen – bei Eckbällen, Hinausstellungen oder „Rebounds“ (Balleroberung nach eigenem Torwurf), wird die Uhr jedoch nur noch auf 20 Sekunden zurück gestellt.

Die gravierendste Änderung betrifft indes eine Regel, die schon zuvor wohl einmalig in Mannschaftssportarten war: Wurde ein Angreifer hinter der fünf Meter Linie gefoult, so konnte er bisher entscheiden, ob er den Freiwurf direkt (als Torwurf) ausführte, oder den Ball doch zu einem Mitspieler passte. Neu ist nun, dass ein Freiwurf hinter der sechs Meter Linie entweder direkt aufs Tor geworfen werden darf, oder gepasst werden darf oder auch dass der Spieler sich den Ball selbst vorlegt, eventuell weiter aufs Tor schwimmt und abschließt. Für ungeübte Zuschauer ist nun also kaum noch nachvollziehbar wann ein Freiwurf ausgeführt ist und im Südwesten hängen auch die Spieler, Schieds- und Kampfrichter speziell bezüglich dieser neuen Regel nach wie vor in der Luft, da noch nicht detailliert über deren genauen Wortlaut informiert wurde.

Bei der Weltmeisterschaft war es selbst für erfahrene Wasserballer nicht immer einfach die neuen Regelungen und deren Auslegung durch die Unparteiischen nachzuvollziehen. Im Freizeitbereich dürfte das Ganze sicherlich noch schwerer fallen. Eins scheint jedoch klar: Der Wasserballsport wird sich verändern – ob tatsächlich zum Besseren, muss sich erst noch zeigen. (sts)